Aus der Presse: Paten, stille Heldin - Bürgerstiftung Tübingen vergibt Preise 2015

24.11.2015
von Bürgerstiftung

Beitrag aus dem Schwäbischen Tagblatt v. 23.11.2015

Erika Kurz erhielt den Ehrenamtspreis der Bürgerstiftung. |Bild: Metz

Den mit 10 000 Euro dotierten Preis der Bürgerstiftung Tübingen haben die Martin-Bonhoeffer-Häuser erhalten, eine pädagogisch-therapeutische Einrichtung für Kinder und Jugendliche. Den Ehrenamtspreis der Bürgerstiftung in Höhe von 2000 Euro erhielt Erika Kurz.

Tübingen. „Wir müssen unsere Werte leben“, sagte am Samstag Constanze Schemann-Grupp, Vorsitzende der Tübinger Bürgerstiftung, in ihrer Begrüßung und packte in diesen Satz vieles: den Grund zu helfen, das Selbstbewusstsein der freiheitlichen Gesellschaft und den Appell mehr zusammenzuarbeiten.

Landrat Joachim Walter lobte in seinem Grußwort das Engagement der Bürgerstiftung wie der Preisträger. Zum Flüchtlingsthema sagte er: „Unser Land steht vor einer großen Herausforderung, die wir nur bewältigen können, wenn alle anpacken, ich betone: alle.“ Die Politik solle nicht jammern, und die Flüchtlinge müssten sich aktiv um die Integration bemühen. Sie hätten auf der Flucht ihr Organisationstalent bewiesen, man brauche sie nicht in Watte packen.

150 Interessierte waren zur Preisverleihung ins Museum gegekommen. Musikalisch sorgte das junge Interkulturelle Orchester der Tübinger Musikschule für Vielfalt. „Super, damit können wir endlich ein Netzwerk von Paten aufbauen“, freute sich der Leiter der Bonhoeffer-Häuser Matthias Bamberger, als er die Nachricht vom Preis erfuhr. Die Bonhoeffer-Häuser kümmern sich um minderjährige Flüchtlinge ohne Begleitung (wir berichteten mehrfach). „Jeder Flüchtling hat sein Schicksal, aber manche sind besonders schutzbedürftig“, sagte Jürgen Ferber, Mitglied des Stiftungsvorstands, in seiner Laudatio.

Preisträger Matthias Bamberger, Leiter der Bonhoeffer-Häuser, (von links) mit Helfer und drei jungen Flüchtlingen. |Bild: Metz

Die Bonhoeffer-Häuser leisteten dies in ihren Wohngruppen. Als Ferber den Scheck überreichte, klatschten die Zuhörer sehr lange. „Wir wollten ein Netz von Paten aufbauen, damit das bürgerschaftliche Engagement nicht ausbrennt“, sagte Bamberger dem TAGBLATT. Manche sollen einer Person helfen, andere Experten für bestimmte Themen sein.

Erika Kurz bekam den Ehrenamtspreis „für ihr Lebenswerk“, wie Laudator Ernst Gumrich von der Bürgerstiftung sagte. Die 73-jährige ehemalige Pfarrerin der Martins-Kirche hat 22 Jahre lang Flüchtlingen geholfen und leitet seit 20 Jahren den dortigen Asylarbeitskreis. „Frau Kurz ist Beispiel und Modell für andere“, sagte Gumrich und nannte sie eine „stille Heldin“. Diese wollte erst gar nichts von der Auszeichnung wissen. Sie habe den Preis nicht verdient.

Denn: „Ehrenamt und Verdienst schließen sich aus.“ Sie freute sich aber doch und verwies auf alle ihre Helfer. Als besondere Eigenschaft der zurückhaltend Wirkenden nannte Gumrich ihre Hartnäckigkeit, gerade im Umgang mit Behörden: „Kaum ein Anwalt in Tübingen kann ihr das Wasser reichen.“ Erika Kurz sprach von „manch kafkaesker Situation auf Ämtern“, lobte Stadtverwaltung und Landratsamt aber auch. In einem Jahr will sie die Leitung abgeben. Ein Nachfolger brauche vor allem Biss.

 

 

 

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