Bürgerpreis 2011: Die Bürgerstiftung vergibt erstmals den mit € 10.000 dotierten Preis der Bürgerstiftung Tübingen

05.03.2012
von Bürgerstiftung

Erster Preisträger: Zimmertheater Tübingen - Günter Rode erhält den Ehrenamtspreis

Das Zimmertheater Tübingen, eine Heimstatt des zeitgenössischen Theaters, erhielt den diesjährig erstmals verliehenen und mit € 10.000 dotierten Preis der Bürgerstiftung Tübingen.

Günter Rode, der Initiator des Kunstdorfs Unterjesingen, wurde mit dem Ehrenamtspreis, der nunmehr mit € 2.000  ausgestattet ist, für sein unermüdliches Engagement ausgezeichnet.

Am 3. März wurden die Preisträger im Rahmen einer festlichen Preisverleihung im Tübinger Pfleghof geehrt. Als Festredner für die Veranstaltung konnte die Bürgerstiftung Herrn Marc-Oliver Hendriks, den geschäftsführenden Intendanten der Württembergischen Staatstheater Stuttgart, gewinnen.

Übergabe des Kulturpreises der Bürgerstiftung Tübingen an das Zimmertheater

„Wir freuen uns sehr“, so Intendant Christian Schäfer, „diesen Preis sehen wir als Auszeichnung für die Arbeit an, die seit Jahrzehnten von oft über das normale Maß hinaus geforderten Mitarbeitern am Zimmertheater geleistet wird. Das Preisgeld ist für unsere zukünftigen Theaterprojekte extrem hilfreich.“ Seit über 50 Jahren zeigt das Zimmertheater im Herzen der Tübinger Altstadt zeitgenössisches Theater. Das Haus fühlt sich von jeher der Moderne verpflichtet. Immer wieder kommen aktuelle Theatertexte zur Ur- und Erstaufführung. Aber auch Klassiker werden gegenwartsorientiert adaptiert.

Seit 2007 sind die beiden Intendanten Axel Krauße und Christian Schäfer Hausherren in der Bursagasse. „Wir stehen in der Tradition, mit einem innovativen Ensemble für Tübingen Theater zu machen,“ berichtet Axel Krauße.
Für viele Tübinger Künstler ist das Zimmertheater Anlaufstelle und Auftrittsort. Tübinger Autoren, wie zum Beispiel Joachim Zelter, bringt das Zimmertheater regelmäßig zur Aufführung. Zehn Premieren zeigt das 13köpfige Team in der Bursagasse im Durchschnitt pro Spielzeit.

„Da wir alles andere als auf Rosen gebettet sind, müssen wenige Personen alle Arbeitsbereiche abdecken, die man in einem funktionierenden Theater braucht“, beschreibt Christian Schäfer den Arbeitsalltag. Nicht selten sitzt einer der beiden Intendanten an der Kasse, da es kein eigenes Kassenpersonal gibt. „Alle Mitarbeiter des Hauses bringen ein hohes Maß an Idealismus und Engagement mit“, berichtet Axel Krauße, „in der regulären Arbeitszeit sind unsere vielfältigen Aufgaben sowieso nicht zu schaffen.“ Trotz dieser schwierigen Bedingungen hat sich das kleine Theater auch überregional einen hervorragenden Ruf erarbeitet und Theatergrößen wie George Tabori, Salvatore Poddine, Michael Verhoeven, Dominique Horwitz, Carl Hegemann, Maren Kroymann, Paul Faßnacht, Terese Affolter, um nur einige zu nennen, hervorgebracht oder beheimatet. Aktuell gastiert das Zimmertheater unter anderem in Berlin, Hamburg und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen und begeistert mit seinem fünfköpfigen Schauspielensemble ein stetig wachsendes Publikum in Tübingen.

Übergabe des Ehrenamtspreis der Bürgerstiftung Tübingen an Günter Rode

Von eben so viel Idealismus getragen wird das Projekt des Ehrenamtspreisträgers, Günter Rode. Der Architekt, der vor kurzem 65 Jahre alt wurde, gründete das Kunstdorf Unterjesingen. Der gebürtige Dortmunder, der seit fast 40 Jahren in diesem Tübinger Ortsteil wohnt, erwarb vor 28 Jahren ein Haus mit einer Scheune, die zum Ausgangsort einer großen Idee wurde. Dort stellte er erstmals 1996 Künstlern Raum für Ausstellungen zur Verfügung.

„Da ich selbst künstlerisch tätig bin, hatte ich immer auch eine große Freude daran, anderen Künstlern eine Plattform zu bieten,“ schildert Günter Rode seine Motivation. Zunächst fragte er bei Nachbarn an, ob auch diese ihre Scheunen zur Verfügung stellen. Was im Kleinen begann, mündete vor 16 Jahren im ersten „Kunstdorf Unterjesingen“. „Wir stellen inzwischen überall aus: in ehemaligen Pferde- und Schweineställen, in einem über 600 Jahre alten Mühlenraum, in Scheunen und Werkstätten“, erzählt der Kunstdorf-Initiator. Beim letzten Kunstdorf 2012 zeigten zwölf sorgfältig ausgewählte Künstler aus dem gesamten Bundesgebiet ihre Werke in Unterjesingen. An zwei Tagen im Juni kamen über 5000 Besucher.

Die hohe Wertschätzung, die Günter Rode und sein Organisationsteam nicht nur in Unterjesingen genießen, bestärkt sie in ihrer Arbeit. Das Konzept, die Kunst ins Dorf zu holen, ist damit voll aufgegangen. Ein herauszuhebender Verdienst von Günter Rode ist es, sich mit großem Elan für die Sache „Kunstdorf“ einzusetzen und zahlreiche Dorfbewohner zur Mitarbeit zu motivieren.

Für Günter Rode bedeutet dieser Ehrenamtspreis der Bürgerstiftung Tübingen, „dass das Kunstdorf Unterjesingen in Tübingen angekommen ist.“ Für ihn ist das Wichtigste an seinem Projekt, dass die Unterjesinger mitmachen und das Kunstdorf akzeptieren.

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